Selbsterforschung

Wenn wir uns selbst beschreiben sollen, berichten wir meist darüber, was wir über uns denken. Wir stellen Behauptungen und Thesen über uns auf, bilden Urteile, Meinungen und reden über Ereignisse aus der Vergangenheit. Im Laufe der Jahre entwickeln wir viele Bilder von uns selbst, denen wir unbewusst, oft sogar mit viel Anstrengung, folgen. So kommt es, dass wir immer wieder das erleben, was wir sowieso schon kennen, was wir unbewusst erwarten und woran wir zutiefst glauben und festhalten. Und alles, was nicht in unser Bild passt, sortieren wir systematisch aus. Wurden wir beispielsweise von unseren Eltern abgewertet, untergraben und lieblos behandelt, dann kann es sehr schwer werden, Wertschätzung, Unterstützung und Fürsorge zuzulassen oder wir fühlen uns von Menschen angezogen, die uns ähnlich schlecht behandeln.

Mit diesen Bildern, also mit unseren Wünschen und Erwartungen gestalten wir  auch unsere Beziehungen. Es fällt uns dann schwer, andere Menschen so zu nehmen, wie sie eben sind. Wir wollen, dass sie unserer Vorstellung entsprechen, doch das hat mit der Realität, also mit dem, was wirklich ist, oft nicht das Geringste zu tun, so dass wir immer wieder an der Wahrheit vorbei leben.

Das machen wir so lange, bis wir an den Punkt kommen, an dem wir beginnen, uns  für unseren tatsächlichen Seins-zustand zu interessieren, für das, was wir jetzt wirklich sind. Bis wir beginnen, uns zu fragen: Was ist jetzt wirklich mit mir los?
Wir forschen dann wahrhaftig nach unserem Selbst, wie es sich im Hier und Jetzt in all seiner Komplexität, Prägung, Widersprüchlichkeit, Natürlichkeit und Reinheit zeigt. Wir stellen keine Theorien mehr über uns auf, sondern nehmen wahr, was wirklich da ist. Die Suche nach der Wahrheit beginnt und die Vorstellung von der Wahrheit geht dahin. In der Wahrheit wissen wir nie, was gut für uns ist, denn das wäre nur wieder eine neue Vermutung. Bei der Frage nach dem, was da ist und der Wahrnehmung dessen, was tatsächlich existiert, geht es ganz um unser Selbst und seinem natürlichen Ausdruck. Genau genommen, nehmen wir auf fürsorgliche, wertfreie und schützende Art und Weise das in Empfang, was wir jetzt gerade sind und was um uns herum geschieht.

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