Während meiner Wahrnehmungsarbeit stelle ich immer wieder fest, dass wir Menschen oft einen viel zu hohen Stresslevel in unserem Körper haben.
Interessanterweise sieht man es vielen Menschen überhaupt nicht an, wie gestresst sie eigentlich sind. Gestresst-Sein ist für viele von uns leider viel zu normal geworden.
Dieser kleine Info-Artikel soll ein wenig sensibilisieren, informieren und vielleicht etwas Platz für mehr Ruhe und Gelassenheit schaffen.
Nehme ich Dauerstress bei meinen Klienten wahr, dann spüre ich: Unruhe, Getriebensein, erhöhte Muskelanspannungen, Aufregung, Alarmbereitschaft, Anspannung, auf dem Sprung sein, Ungeduld, Ängstlichkeit, Grübeleien, nicht mehr entspannen können, Nervosität, Gereiztheit, Durcheinandersein, sich selbst ausweichen … und vieles mehr.
Stress ist im Grunde eine biochemische Reaktion in unserem Körper.
Die Stresshormone, Cortisol, Adrenalin und Noradrenalin werden von den Nebennieren immer dann freigesetzt, wenn unser Körper etwas als bedrohlich wahrnimmt. Diese natürliche Reaktion führt zu einem starken Anstieg von Energie und Kraft. Das ist von Natur aus eine gute und nützliche Sache, doch wenn der Stress nicht nachlässt, dann bleibt der Hormonspiegel im Körper erhöht und wir entwickeln zahlreiche körperliche und seelische Symptome.
Folgende Symptome können sich bei Dauerstress einstellen:
auf der Verhaltensebene können alle Strategien, die unser Leben sichern, uns Halt geben und uns seit unser Kindheit beschützen, sich massiv intensivieren:
sich anpassen, gefallen wollen, sich zurück ziehen, sich besonders viel Mühe geben, provozieren, anderen helfen, unsichtbar werden, immer mehr leisten müssen, sich rechtfertigen, alles kontrollieren wollen, perfekt sein müssen, andere auf Abstand halten, alles dramatisieren oder überspielen … sind nur einige davon
ganz weit verbreitet sind: innere Unruhe, sich ständig bewegen müssen und nicht mehr richtig zur Ruhe kommen können, da inzwischen zu viele Stresshormone den Körper überfluten
inneres Beben, Zittern und Ohnmachtsneigung kommen noch hinzu
Glucose kann dann nicht mehr gut verwertet werden und steht somit als Energiequelle nicht zur Verfügung
Wachstumshormone werden reduziert, was zu körperlichen Verfall, zu Muskelreduktion oder bei Kindern zu schlechter körperlicher Entwicklung führt
das Immunsystem wird sehr geschwächt, was eine Vielzahl von Infektionskrankheiten und Allergien nach sich zieht
die Verdauung spielt verrückt: Magenschmerzen, Durchfall, Verstopfung, Appetitlosigkeit
Fett kann nicht verbrannt werden, wodurch Übergewicht entsteht
der restliche Hormonhaushalt kommt durcheinander: ständige Müdigkeit, Wasseransammlungen, Regelblutungsstörungen, PMS, Haarausfall, Kopfjucken, Frieren, Schwindel, Übelkeit, Weinerlichkeit, Gereiztheit
Ein- und Durchschlafprobleme stellen sich ein
Unausgeglichenheit, Konzentrationsmangel, Leistungsabfall und Vergesslichkeit
schließlich kommt es zu Angstgefühlen, Grübeleien und depressiven Verstimmungen
Autoimmunerkrankungen sind eine direkte Antwort unseres verwirrten Immunsystems auf seelischen Dauerstress
Verspannungen und Kopfschmerzen als Folge seelischer Anspannung, einseitiger Belastung und Bewegungsmangel
Rückenschmerzen als Folge von muskulären Verspannungen
Herz-Kreislauf-Erkrankungen: Arteriosklerose, Bluthochdruck, Herzrasen
Ursachen von Dauerstress
Akute Stressauslöser können Umzug, Jobwechsel, Prüfung, Operation oder Verlust und Trennungen von nahe stehenden Menschen sein. Solch ein Stress kann uns eine Weile zu schaffen machen, ebbt aber normalerweise wieder ab, wenn wir die Umstände langsam verarbeiten.
Der chronische Dauerstress hingegen, ist für unser Leben und unsere Gesundheit einfach nur schädlich!
Hier die gängigsten Ursachen:
Ganz oben stehen hier die unverarbeiteten seelischen Belastungen. Sie erzeugen unentwegt Stresshormone: traumatische Erfahrungen, Trauer, Verlust, symbiotisches Verhalten oder übertragene Traumata aus einer anderen Generation, unterschwellige Konflikte, Bindungsstörungen, Gewalterfahrungen, alte Verletzungen und seelische Schmerzen.
Wenn wir ständig funktionieren müssen, wir Zeitmangel und Termindruck haben, dann geraten wir in einen anhaltenden krankmachenden und erschöpfenden Dauerstress.
Eine laute Umgebung, Unordnung in der Wohnung, schlechte Licht und Luftverhältnisse sind für den Körper sehr anstrengend, da er dies unentwegt verarbeiten muss.
Anhaltende Konflikte mit Familienmitgliedern oder Kollegen können uns ebenfalls kraftlos und krank machen.
Eine großer Stressfaktor sind Geldmangel und Schulden, weil sich dadurch ein unterschwelliges Gefühl von existenzieller Haltlosigkeit und bedrohlicher Unsicherheit entwickeln kann.
Die hormonelle Umstellung in den Wechseljahren und in der Pubertät
Was für uns Menschen auch sehr belastend sein kann, ist, wenn wir nicht frei entscheiden können, was wir tun und was nicht. Das passiert, wenn die Struktur unseres Lebens oder sehr viel Verantwortung uns zu sehr festlegen oder wenn unsere Mitmenschen weitestgehend über uns bestimmen. Zu wenig Selbstbestimmtheit kann sehr belastend werden.
Viele Menschen werden am Arbeitsplatz, zu Hause oder in der Schule schikaniert und gequält, was zu hochgradigem Stress und zu entsprechenden Symptomen führt.
Es gibt auch viele ungünstige Arbeitsbedingungen, die zu Stress führen: Schichtarbeit, permanente Überstunden, aber auch Unterforderung, Langeweile, zu wenig Personal oder hochkonzentrierte Fließbandarbeit.
Aber auch wenn wir erwarten, dass wir versagen, nicht gut genug sind, niemand uns liebt und leiden kann, wir uns selbst verachten, kein Selbstvertrauen haben, uns vor Veränderungen fürchten oder uns selbst vernachlässigen, bedeutet dies Dauerbelastung für unser Geist-Seele-Körper-System.
Eine weitere Ursache ist, wenn wir Rollen spielen, also denken, irgendwie sein zu müssen, etwas darstellen oder erfüllen zu müssen, was aber mit unserem inneren authentischen Wesen nicht überein stimmt.
Sehr verbreitete Formen, durch die wir Stress erzeugen sind zudem Schlafentzug, permanente Ablenkungen, Reizüberflutung durch Filme und Computerspiele, Nächte hindurch lesen oder allgemein die Nacht zum Tag machen. – Da das Cortisol in der Nacht produziert wird, sollten wir gegen 22 Uhr schlafen gehen, sonst können die Nebennieren nicht genug für den nachfolgenden Tag bereitstellen. Das akute Gefühl, wenn nicht mehr genug Cortisol da ist, kennen wir von durchgemachten Nächten: Übermüdung. Bis nach Mitternacht wach sein, sollte immer eine Ausnahme sein.
Durch Stress entstehen Krankheiten und Schmerzen. Diese führen wiederum zu Stress. Aber auch chronische Krankheiten von Familienmitgliedern können bei uns vermehrten Stress verursachen.
Auch langes Stehen, Sitzen und Liegen ist für den Körper belastend.
Und nicht zuletzt, erzeugen falsche Ernährung, viel Kaffee, Zigaretten, Alkohol und all die anderen gängigen Drogen und Süchte anhaltenden Stress.
Das kleine Anti-Stress-Programm
Vorsicht: Zu viel Sport stresst ebenfalls! Lieber langsam und achtsam, anstatt wieder etwas leisten müssen, durchziehen oder absolvieren.
Auch die Ernährung umstellen kann hilfreich sein, wenn die Stresshormone erhöht sind:
Der Cortisolspiegel kann zum Beispiel dadurch reduziert werden, indem wir alle drei Stunden etwas hochwertiges und nahrhaftes essen.
Vor allem Proteine, komplexe Kohlenhydraten und gute Fette. Nüsse sind da sehr gut geeignet.
Omega-3-Fettsäuren sind ebenfalls hilfreich, wie in Leinsamen, Kürbiskernen und Walnüssen.
Alle Lebensmittel mit B-Vitaminen sind wichtig. Vor allem Vitamin B5, wie in Avocados, Mais, Brokkoli, Kohl und Süßkartoffeln.
Auch Vitamin-C-reiche Lebensmittel senken auf natürliche Weise den Cortisolspiegel.
Wenn es geht, Zucker und raffinierte Kohlenhydrate meiden, um den Blutzuckerspiegel vor starken Schwankungen zu schützen, denn ein hoher Blutzuckerspiegel provoziert beim Abfallen wieder die Produktion von Stresshormonen.
Auch Vitamin D3 Mangel ist weit verbreitet und sollte schnell behoben werden, wenn wir Stress reduzieren wollen.
TRE – Tension & Trauma Releasing Exercises ist eine leicht zu erlernende Technik. Durch sieben kleine Übungen, auf die der Körper mit Zittern reagiert, wird es dem Körper ermöglicht, zu seinem natürlichen Gleichgewicht zurückzufinden. Das Zittern ist eine ganz natürliche Reaktion des Körpers, die von uns jedoch meist unterdrückt wird. Es ist eine schnelle und wirksame Lösung bei Stress und Traumafolgen.
Adaptogene sind Pflanzen, die sehr erfolgreich bei Stresssymptomen eingesetzt werden, da sie den Körper belastbarer und widerstandsfähiger gegenüber den Anforderungen des Alltags machen. Ginseng, Rosenwurz, Schlafbeere und Tulsi sind nur einige der zahlreichen Adaptogene, die die Natur uns zu bieten hat. Diese Heilpflanzen führen zu einer Anpassung des Körpers und des Immunsystems an höhere Belastungen und machen ihn robuster gegenüber Überlastung. Der Stoffwechsel und das Nervensystem werden harmonisiert und gestärkt.
Weitere hilfreiche Dinge, die wir tun können sind:
Dankbar sein, denn dies öffnet uns für das Gute und Schöne im Leben.
Schöne Dinge tun, alles, was Spaß und Freude bereitet.
Kalt duschen setzt Glückshormone frei.
Ausgiebig Räkeln wirkt wie eine Stunde Schlaf.
PME/autogenes Training
Versuchen, die Dinge so zunehmen, wie sie sind.
Achtsamkeitsübungen in den Alltag integrieren.
Nicht immer erreichbar sein.
Viel in die Natur gehen.
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