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VonJudith Mücke

Vom Umgang mit dem Inneren Kind – Teil IV – Trost und Zuversicht

DSCF4534Tröstende Zuwendung

Unsere inneren Kinder brauchen, wenn sie seelischen Schmerz in sich tragen, immer mal wieder unsere tröstende Zuwendung. Oder die einer anderen Person. Vor allem dann, wenn alter Schmerz in uns aufsteigt. In der Regel passiert dies ganz unerwartet in unseren Beziehungen. Unsere nahen Mitmenschen verhalten sich oft instinktiv auf eine ganz bestimmte Weise, die bewirkt, dass sich in uns alter Schmerz löst, sich ausdehnt und für uns fühlbar wird. Dann denken wir meistens, dass derjenige uns in diesen Momenten verletzt, das fühlt sich genauso an, doch das ist meistens nicht wirklich so.

Das Verhalten unserer Mitmenschen ist nicht die Ursache, sondern immer nur der Auslöser. Wenn wir im Kontakt plötzlich seelischen Schmerz, Einsamkeit, Verlustangst oder Trauer spüren, dann sind dies alte, von uns selbst begrabene Gefühle, die in diesen Momenten unverhofft erwachen. Übernehmen wir die Verantwortung für unsere Gefühle, dann könnte dies so aussehen:

Während du so bist, wie du eben bist, spüre ich wie viel Schmerz in mir ist, wie einsam ich mich eigentlich fühle, wie viel Angst und Trauer in mir steckt. Bitte lass mich dir davon erzählen. Vielleicht kannst du mich mal in den Arm nehmen, dann kann ich es besser aushalten, während ich es weiter zulasse, mich zu fühlen. Oder: Ich spüre gerade einen großen Schmerz. Der ist alt und schon lange in mir. Du hast ihn nur ausgelöst. Bitte lass mich jetzt allein, so dass ich mich darauf einlassen kann, um dir dann wieder klarer begegnen zu können.

Eine andere Möglichkeit, in der sich alter Schmerz zeigen kann, ist, wenn wir uns absichtlich darauf einlassen. In Therapie- oder Beratungssituationen, durch Selbstwahrnehmung, Achtsamkeit oder Meditation. Jede Form, durch die wir uns selber näher kommen, kann dazu führen, dass wir überraschend längst vergessenen Gefühlen begegnen. Beziehungen zu anderen Menschen, bestimmte Situationen oder Sinneseindrücke eignen sich jedoch am besten, da sie unseren alten Schmerz blitzschnell und heftig, vorbei an unseren Kontrollinstanzen und inneren Beschützern, an die Oberfläche bringen können.

Haben unsere Eltern selber keinen Trost bekommen, dann werden sie in Situationen, in denen wir Trost brauchten, schnell überfordert gewesen sein. Anstatt uns zu trösten, haben sie vielleicht auf unterschiedlichste Weise versucht, uns von unserem seelischen Schmerz abzulenken oder sie wurden streng, um den Ausdruck unseres Schmerzes auf diese Art zu unterbinden. Seelischer Schmerz braucht einen liebevollen warmen standhaften Raum, in dem er sich ausbreiten kann, bis er sich aufgelöst hat. Trost kann in einer Art seelischer Umarmung, auch in einer körperlichen, diesen Raum bieten. Wenn wir uns oder eine andere Person trösten wollen, dann brauchen wir eine entsprechende innere Haltung. Diese sollte vor allem wertfrei, geduldig, weich und herzlich sein. Sie sollte jede schmerzhafte Welle, die aufsteigt, jede Träne, jeden Laut und jede Regung von Herzen begrüßen, in dem Sinne: Sei willkommen, schön, dass du dich zeigst. Ich bin da für dich und halte dich, egal wie heftig es wird und wie lange es auch dauern mag.

Zuversicht

Auf seelischen Schmerz, auf Unsicherheit oder Angst reagieren wir auch gern mal mit Sorge, Strenge oder Ignoranz. Sorge ist eine sehr deprimierende Form der Zuwendung und wird leider oft als liebende Anteilnahme verkannt. Es ist in Wirklichkeit ein entmutigendes Mitleiden und daher nicht sehr hilfreich. Wenn jemand mit Strenge und Druck auf alte Gefühle reagiert, die aufsteigen und nach Heilung suchen, dann bewirkt dies noch tiefere Verletzungen oder führt zu einer stärkeren Unterdrückung und Abspaltung. Oft wird Strenge zum Selbstschutz eingesetzt oder ganz pragmatisch, um weiter funktionieren zu können. Auf unsere Innere-Kind-Ebene wirkt Härte und Gewalt jedoch erdrückend und Angst einflößend und ist überhaupt nicht hilfreich. Ignoranz ist eine kalte indirekte Form der Gefühlskontrolle. Hier wird eher Abstand gesucht. Den unliebsamen Gefühlen wird der Rücken zugekehrt. Sie werden unliebsam und gleichgültig weggeschoben. Auch dieses Verhalten ist nicht sehr dienlich im Umgang mit dem inneren Kind.

Eine bessere innere Haltung im Umgang mit uns selbst ist Zuversicht. Sind wir zuversichtlich, dann glauben wir an uns, wir vertrauen dem Besten und Größten in uns. Wir sagen ja, zu dem, was gerade ist und erkennen es als richtig und gut an, egal, welche Form es angenommen hat. Es ist eine annehmende Haltung, die davon ausgeht, dass jeder unliebsame Zustand sich zum Besseren wenden kann, nur liebend und wertfrei in Empfang genommen werden will. Zuversicht schenkt Hoffnung und Freude. Sie hält das Positive und Gute hoch, sieht Probleme als Chancen, spendet Kraft, sie weitet uns ganz sanft, wenn es eng geworden ist, sie erinnert uns an unseren Wert, stärkt unsere Selbstachtung, sie ist ein Licht in dunklen Momenten und schenkt uns Gelassenheit.

VonJudith Mücke

Vom Umgang mit den Inneren Kind – Teil III – Schutz

DSCF4645Wie können wir unser Inneres Kind schützen?

Vom Versuch, uns zu schützen

Im Grunde bewachen wir unsere Innere-Kind-Ebene pausenlos.

Für diesen Zweck setzen wir unterschiedlichste Strategien ein. Einige davon funktionieren sogar so gut, dass wir selbst, wenn wir es wollten, keinen Zugang mehr zu unseren Gefühlsebenen finden.

Muster und Angewohnheiten, mit denen wir unsere sensibelsten Ebenen schützen, können folgende sein:

grübeln, viel reden, sich ablenken, sich mit anderen Menschen beschäftigen, unentwegt anderen helfen wollen, anderen die Schuld geben, problematisieren, dramatisieren, sich betäuben, immer beschäftigt sein, funktionieren, immer lustig sein, distanziert sein, ausweichen, oberflächlich sein, spirituelle Abgehobenheit, sich ständig streiten, starkes Be- und Verurteilen, Scheinharmonien erzeugen, immer etwas wollen, besonders anspruchsvoll sein, trotzen, nicht abschalten können, Nervosität, Ehrgeiz, sich zurück ziehen, immer Ablenkung suchen u.v.m.

Diese Verhaltensweisen bewachen uns, indem sie uns davon abhalten, tiefer mit uns selbst in Kontakt zu kommen. Sie bewachen immer etwas in uns, was wir nicht fühlen wollen – meist früh erlittenen seelischen Schmerz. Manche Menschen haben einfach Angst davor oder es wird als zu heftig empfunden, was da tief in ihnen lauert oder aber es gibt eine grundlegende Ablehnung dagegen, sich mit den lästigen und ungeliebten Gefühlen anzufreunden. Es kann aber auch sein, dass es einfach eben so ist, nie darüber nachgedacht, nie davon gehört wurde, dass wir aus zwei oder mehreren Teilen bestehen: der, der schützt und der, der diesen Schutz braucht. Diese inneren Teilungen geschehen bei uns allen immer aus einer Not heraus, in einem Alter, in dem wir einfach keine andere Wahl haben. Schutz bedeutet hier auch, die Fähigkeit zu besitzen, zu vergessen was uns passiert ist und zu verbergen, wie es sich angefühlt hat. Unsere Wachmannschaften werden von Jahr zu Jahr stärker. Sie passen von sich aus unentwegt beharrlich auf. Und sie haben immer Grund dazu.

Würde ein Mensch plötzlich aufhören, sich schützend abzuschirmen, dann wäre er seinen Untiefen vollkommen ausgesetzt. Über ihn würden Zustände hereinbrechen, die durchaus unangenehm sein können. Dazu gehören:

Traurigkeit, Verlustschmerz, Verletzungen, Einsamkeit, Überforderung, Erschöpfung, sich klein und hilflos fühlen, wertlos sein, Orientierungslosigkeit, Traumata, Unverbundenheit, Spannungen, Zorn, jemanden etwas antun wollen, kein Kontakt zum Körper halten können, verloren sein, Schwere, schwarze Abgründe, nicht geliebt worden sein, Leere usw.

Der Nachteil bei dieser Form des Selbstschutzes (und ich kenne niemanden, der keine solche Kontrollinstanzen hat) ist der, dass wir viel Lebensenergie investieren müssen und dann trotzdem verletzt werden, müde und unglücklich werden und sich das Leben (unsere Seele) nicht so prall und vollständig durch uns entfalten kann.

Der Vorteil ist, dass wir uns auf diese Weise Stabilität und Halt geben und dass wir uns im Griff und unter Kontrolle haben. Diese Qualitäten sind für uns sehr wichtig. Vor allen, wenn uns Halt und Stabilität in unseren Kinderjahren gefehlt hat.

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VonJudith Mücke

Vom Umgang mit dem Inneren Kind – Teil II – Aufmerksamkeit

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Unser Inneres Kind braucht liebevolle Aufmerksamkeit, Schutz, tröstende Zuwendung und Zuversicht.

Diese vier Aspekte sind wie Sonne, Erde, Wasser und frische Luft für unser kleines Seelenpflänzchen.

Liebevolle Aufmerksamkeit ist wie eine heilsame wärmende Sonne.

Unsere Eltern waren vielleicht nicht sehr aufmerksam mit uns. Vielleicht war die Aufmerksamkeit unserer Eltern für uns nicht liebevoll oder achtsam genug oder es war grundlegend schwierig, sich einander anzunähern. Vielleicht waren unsere Eltern interessiert, aber nicht an uns, sondern an dem, was wir leisten, dass wir ihren Erwartungen nachkommen und ihre Bedürfnisse erfüllen. Ihre Anteilnahme war vielleicht sorgenvoll oder fordernd. Vielleicht war ihre Aufmerksamkeit auch überfürsorglich und kontrollierend. Oder auch kalt, gereizt und zornig …

Wenn wir geboren werden, dann nehmen wir alles, was uns entgegen gebracht wird, liebend hin. Wir sind in den ersten Jahren unserer Familie, mit einer großen andauernden liebenden seelischen Umarmung, zugewandt. Je nachdem wie unerträglich die Umstände waren, muss unsere Seele diese Umarmung irgendwann aufgeben. Sie kann es nicht mehr halten oder aushalten. Dann beginnen wir, Teile von uns zu verdrängen. Kleine und große Traumata, Verletzungen, Kränkungen, Trauer und Schmerz halten wir im Erwachsenenalter schützend oder bewachend in unserer Inneren Kind Ebene vor uns selbst und anderen verborgen.

Liebevolle Aufmerksamkeit kann sehr heilsam und harmonisierend für unsere Innere-Kind-Ebene sein, wenn sie folgendes vermittelt:

  • du wirst geliebt und jemand ist für dich da

  • du darfst in liebendem Kontakt sein

  • du wirst beschützt/darfst abgegrenzt sein

  • du bist es wert, gesehen und geliebt zu sein

  • du bist richtig, egal wie du dich fühlst

  • du darfst da sein und Liebe empfangen

  • es ist schön, dass es sie gibt

Indem wir unser Inneres Kind aus der Erwachsenenebene heraus ansprechen, können wir zu dieser Ebene in uns einen Kontakt herstellen. Probieren Sie dafür einfach mal die folgenden Sätze aus:

  • Ich bin jetzt da für dich, mein liebes kleines Kind.

  • Es tut mir leid, dass ich mich so lange nicht um dich gekümmert habe.

  • Ich liebe dich. Weiß nur noch nicht so richtig, wie ich dir das zeigen kann. Aber ich werde es lernen.

  • Kannst du mich hören? Ich will so gern für dich da sein.

  • Du sollst nicht mehr so allein sein. Jetzt bin ich da für dich. Und nicht nur heute.

  • Ich weiß, du kleine(r), wie allein du dich fühlst. Ich bin jetzt da für dich.

  • Na, mein(e) Kleiner(e), wie geht es dir heute. Ich spüre dich. Es ist so schön, dich fühlen zu können. Am liebsten würde ich dich in den Arm nehmen.

  • Ab heute möchte ich jeden Tag nach dir schauen, weil ich dich liebe und du mir wichtig bist.

  • Du Kleines da in mir. Ich möchte dich beschützen und deshalb werde ich lernen, mich besser abzugrenzen. Nur für dich. Ich werde mich schützend vor dich stellen. Und bis mir das so richtig gut gelingt, werde ich dich trösten, wenn du dich verletzt fühlst und dich somit beschützen.

  • In meiner Unsicherheit weiß ich oft nicht, wie ich mit dir umgehen soll und dann bin ich so streng und hart mit dir. Bitte verzeih mir. Es tut mir unendlich leid. Ich werde für dich sanfter werden, weil ich dich nicht noch mehr verletzen und traurig machen will.

  • Du bist so traurig. Ich liebe dich. Verzeih, dass ich dich allein gelassen habe.

  • Heute werde ich nur für dich ins Grüne, in die Natur gehen, weil ich weiß, wie sehr du das liebst.

  • Ich weiß, dass du immer viel zu viel fühlen musst, weil die Gefühle der Anderen so viel stärker sind, als unsere eigenen. Es tut mir leid, dass ich mich deshalb so sehr von dir abgeschnitten habe, anstatt dich davor zu beschützen. Im intensiven Kontakt zu mir, wird das überflutet sein nachlassen. Ich will jetzt immer für dich da sein. Ich fühle dich. Wenn du den anderen nah sein möchtest, dann darfst du dich nicht mit ihren unverarbeiteten Gefühlen verbinden. Das belastet uns zu sehr.

  • Ich spüre so sehr dein verletzt sein. Bin so hilflos und wütend. Kann dich gar nicht richtig beschützen. Es tut mir so leid. Glaub mir, ich liebe dich und werde mich so oft es geht dir zuwenden.

Sie können sich natürlich auch ganz eigene Sätze ausdenken und nachspüren, was Sie berührt und anspricht. Achten Sie nur darauf, dass Sie liebevoll und sanft mit sich sind. Wenn sich etwas in Ihnen regt, bleiben Sie ganz aufmerksam bei sich. Warten Sie ruhig einen Moment die Reaktion aus Ihrem Inneren ab. Nehmen Sie wahr, auf welche Sätze Sie innerlich reagieren. Lassen Sie es geschehen. Atmen Sie tief durch. Bleiben Sie wach und aufmerksam bei sich, egal was sich zeigt. Oft lösen sich sofort Emotionen aus ihrem Körper und steigen in Ihnen auf. Das ist heilsam. Unternehmen Sie nichts dagegen. Bleiben Sie wach und aufmerksam bei sich.

Spüren Sie Gefühle, die sich groß und übermächtig anfühlen, dann lassen Sie diese nicht weiter zu, denn es kann sein, dass es nicht ihre eigenen sind. Lesen Sie dazu den Artikel „Systemische Belastungen“.

Manchmal, wenn Sie sehr erfolgreich verdrängt haben oder so viel Aufmerksamkeit einfach nicht kennen, dann kann es sein, dass Sie für diesen Kontakt etwas mehr Geduld und Zeit brauchen. Liebe zu empfangen, muss dann einfach etwas geübt werden. Lassen Sie sich Zeit und widmen Sie sich immer mal wieder liebevoll sich selbst.

Eine andere Form der Aufmerksamkeit können Sie auch mal ausprobieren. Konzentrieren Sie sich ganz neutral und wach auf Ihren Körper. Spüren Sie ein Unwohlsein oder Schmerz, dann versenken Sie sich mit großer Wachsamkeit in dieses Körpergefühl hinein. Sie können sich vorher entspannt hinsetzen, in den Raum blicken und ein paar Mal sagen: Ich bin wach. Ich bin da. Dann schließen Sie die Augen, wenn sie mögen und lenken Ihre wache neutrale Aufmerksamkeit nach Innen. Egal, was Sie wahrnehmen, bleiben Sie wach bei sich. Wenn sich Ihnen Gedanken aufdrängen, dann geben Sie ihnen keine große Aufmerksamkeit. Unsere Gedanken werden nur stark und groß, wenn wir ihnen Aufmerksamkeit schenken – so wie unser Inneres Kind.

Im dritten Teil wird es um den Schutz unserer Inneren-Kind-Ebene gehen.

 

VonJudith Mücke

Vom Umgang mit dem Inneren Kind – Teil I – Selbstwahrnehmung

DSCF6342Unser Inneres Kind ist unsere feinste Wahrnehmungs-, Erlebnis- und Reaktionsebene. Hier sind wir feinfühlig und sensibel, aber auch abhängig, bedürftig, auf Schutz angewiesen und am schwächsten in uns. Es ist der Teil, der oft die stärksten Belastungen in sich trägt und daher besonders unsere Hilfe benötigt.

Wenn wir unser inneres Kind fühlen, dann kann es sein, dass wir Ängstlichkeiten, Unverbundenheit, viele Arten von Traurigkeit, Wertlosigkeit, Bedürftigkeiten, Verlassenheitsgefühle, Einsamkeit, Unsicherheit, Schamgefühle, aber auch innere Zurückgezogenheit und Gefühllosigkeit spüren.

Ich werde immer wieder gefragt, wie ein guter verantwortungsbewusster Umgang im Alltag, mit dieser Ebene, praktisch gelebt werden kann. Deshalb werde ich heute über den Zugang zum inneren Kind schreiben und im zweiten Teil über den praktischen Umgang mit unserem inneren Kind.

Bevor wir mit der Inneren-Kind-Ebene umgehen können, muss sie für uns greifbar, erlebbar und nachvollziehbar sein. Wenn Sie die oben beschriebenen Gefühle erleben, dann können Sie erst einmal davon ausgehen, dass dies Ihre Innere-Kind-Ebene ist. Sie können aber auch mal die drei folgenden Wahrnehmungsübungen ausprobieren:

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VonJudith Mücke

Wer bin ich? Identifikationen und Überidentifikationen

DSCF8686Wir Menschen wollen dazu gehören und abgegrenzt sein. In diesem Spannungsfeld entwickeln wir im Laufe unseres Lebens ganz persönliche Identifikationen.

In Beziehungen und in Gruppendynamiken spüren wir diese Spannungen besonders. Sie können sich als Angespanntheit, Unbehagen oder auch Hoch- und besondere Glücksgefühle zeigen.

Eine Identifikation kann als eine immer wiederkehrende Art und Weise beschrieben werden, zu sein, zu regieren, zu erleben und sich selbst zum Ausdruck zu bringen.

Durch unsere Identifikationen sind wir wer. Wir unterscheiden uns von anderen oder erleben uns als zugehörig. Wir können dadurch Individualität und Abgegrenztheit empfinden.

Unsere Fähigkeit, uns zu identifizieren, kann jedoch auch Ausmaße annehmen, die uns und auch anderen das Leben schwer machen.

  • Sich beispielsweise mehr für das Glück und das Wohl eines erwachsenen Menschen zuständig zu fühlen, als für das eigene, wie das in manchen Familien üblich ist, ist eine Identifikation, die zu starken Konflikten und zur Übernahme fremder Gefühle führen kann.

  • Auch unverhältnismäßige Identifikationen mit Freiheit und Unabhängigkeit kann dazu führen, dass wir irgendwann ganz allein da stehen, da wir alles und jeden (uns eingeschlossen) auf Abstand halten.

  • Das Eins-werden, eine übermäßige Identifikation mit einem geliebten Menschen oder einer Person in der Familie, kann ein direkter Weg in die Selbstaufgabe sein.

  • Sehr verbreitet sind auch Überidentifikation mit der Arbeit, die oft mit hohen Ansprüchen einher gehen und in Schmerzen sowie im Ausgebrannt-Sein enden.

  • Aber auch übertriebenes Eins-sein mit spirituellen Ebenen oder ungesunde Formen, den Körper zu gestalten, gehören zu den Überidentifikationen.

  • Und auch die virtuellen Welten eignen sich, unsere Genussmittel oder politische sowie religiöse Anschauungen.

In Grunde können wir mit allem so sehr eins werden, dass von uns kaum noch etwas übrig bleibt. weiterlesen

VonJudith Mücke

Eine gute Lösung chronischer Probleme

 

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Heute geht es um eine Problembewältigungsstrategie, die mich schon lange erfolgreich begleitet. Hierbei geht es darum, dass wir chronische Probleme dadurch lösen, indem wir bereit dafür sind, uns zu fühlen und etwas neues dazu zu lernen, also dadurch, dass wir innere Heilung erfahren und uns entwickeln.

Vielleicht kennen Sie das:

  • Immer wieder in die selben Unannehmlichkeiten und Unstimmigkeiten zu geraten.
  • Sich ständig über die selben Dinge ärgern zu müssen.
  • Permanent an die selben Grenzen zu stoßen.
  • Lange schon in einer unschönen Lebenssituationen festzustecken.
  • Dass die eigenen Erwartungen und Vorstellungen unentwegt enttäuscht werden.
  • Das Gefühl haben, in einer Sackgasse gelandet zu sein.
  • Oder einfach nur ein langweiliges Leben ertragen zu müssen.

Alle Ereignissen, die sich permanent wiederholen, anstatt sich zum Besseren hin zu verändern, haben alle etwas gemeinsam:

  1. entweder wir haben ein entscheidendes Gefühl nicht gefühlt oder

  2. wir haben eine wichtige neue Aufgabe nicht gelernt oder

  3. beides.

Viele chronischen Probleme lassen sich ganz schnell lösen, wenn wir sie dafür nutzen, innerlich heiler zu werden und wenn wir darauf achten, was sie uns lehren wollen.

Problematische Situationen bleiben uns dagegen erhalten und wiederholen sich ständig, wenn wir anderen die Schuld geben, wenn wir kämpfen, unseren Willen und unsere Prinzipien durchsetzen wollen, verkopft mit der Situation ringen, Oberwasser haben wollen, aufgegeben haben oder uns als Opfer der äußeren Umstände fühlen. weiterlesen

VonJudith Mücke

Stellvertretende Wahrnehmung

DSCF4079Wie schon auf meiner Website erwähnt, arbeite ich in den Einzelsitzungen mit meinen Klienten, vor allem mit der stellvertretenden Wahrnehmung. Ich werde immer mal wieder gefragt, wie das bei mir genau funktioniert und was da passiert. Deshalb möchte ich diese Arbeitsweise für Sie einmal genauer beleuchten.

Die stellvertretende bzw. repräsentative Wahrnehmung kennen viele Menschen aus dem Familienstellen. Dort wird man als ein Familienmitglied, zum Beispiel als der Vater, in den Raum gestellt, auch die Mutter und die Kinder werden dazu gestellt. All diese Menschen sind nicht die “Originale”, sondern Stellvertreter, also Menschen, die diese Familie, um die es geht, nicht einmal kennen. Während jeder Einzelne gefragt wird, wie es ihm oder ihr geht und wie sie sich in Beziehung zu den anderen fühlen, beginnen die Stellvertreter die Gefühle, Empfindungen, Muster und Gedanken, also die geistig-seelischen Identifizierungen der “Originale” auszudrücken.

Für jemanden, der dieses Phänomen das erste Mal erlebt, kann das sehr beeindruckend oder auch verwirrend sein. Denn plötzlich laufen Sachen in einem ab, die tatsächlich zu jemand anderen gehören und nicht zu einem selbst. Wenn man dann wieder aus der Rolle herausgeht, weil die Aufstellung zu Ende ist, dann fühlt man sich, im besten Falle, wieder wie vorher. Alle Menschen, die regelmäßig an Aufstellungen teilnehmen, wissen, dass das Durchlassen fremder Identifikationen, eigene Gefühle in Bewegung oder eigene Themen ins Bewusstsein bringen kann – daher die Formulierung: im besten Falle.

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VonJudith Mücke

Symptomaufstellungen

DSCF4569Wenn ich mit der stellvertretenden Wahrnehmung die geistig-seelische Ursache von körperlichen Symptomen untersuche, dann stelle ich immer wieder fest, dass es all unsere “ungeliebten” Gefühle sind, die eine starke Wirkung auf unseren Körper haben.

Wenn wir uns von unseren Gefühlen distanziert und sie in den Körper unterdrückt haben, dann werden seelische Schmerzen oder Agressionen im Laufe der Zeit zu körperlichen Schmerzen.

Alle Formen von Herzleiden, Blutdruckprobleme, Verspannungen, Nervenleiden und Rückenprobleme sind zum Beispiel eine direkte Folge davon.  weiterlesen

VonJudith Mücke

Selbstentfaltung

DSCF7391Selbstentfaltung ist ein Prozess, der im Grunde permanent in uns stattfindet.

Wer also Selbstentfaltung anstrebt, der will etwas erreichen, was ohnehin unentwegt geschieht. Unser Selbst ist eine reine schöpferische Kraft, sie ist unser ureigenstes Wesen, die unseren Gedanken, Gefühlen, unseren Mustern, Prägungen, Überzeugungen und Motivationen folgt. Wir können gar nicht anders, als schöpferisch zu sein. An diesem Punkt hat kein Mensch wirklich eine Wahl. Unsere Bestimmung ist es, herauszufinden, was wir mit dieser Kraft anstellen wollen.

Mir ist in den letzten Jahren aufgefallen, dass es fast unmöglich ist, wirklich selbstbestimmt zu sein bzw. ein selbst bestimmtes Leben zu führen, wenn wir:

  1. familiär belastet sind

  2. nicht wissen, wer oder was wir sind

  3. und keine Ideen davon haben, wie unser Leben aussehen soll

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VonJudith Mücke

Opferhaltung – ein verbreitetes Rollenverhalten

DSCF8660Die Opferhaltung, würde ich sagen, kennen wir alle. Mit dieser Haltung reagieren wir instinktiv auf zahlreiche Situationen in unserem Leben. Sie stellt für mich erst einmal einen Versuch dar, mit etwas klar zu kommen, dass uns aus dem Gleichgewicht zu bringen scheint.

Eine Opferhaltung hat jedoch nichts damit zu tun, dass jemand durch einen Täter oder durch einen Schicksalsschlag zu einem Opfer wird, sondern hier geht es um ein menschliches Rollenverhalten, das wir annehmen können. Dieses Verhalten führt uns jedoch geradewegs aus unserer Eigenverantwortung und es zieht immer nach sich, dass wir uns und andere bestrafen. weiterlesen