Selbstwahrnehmung in der Gruppe

Um die ganze Komplexität einer Persönlichkeit erfassen zu können, ist die Selbstwahrnehmung in der Gruppe sehr hilfreich. Da unsere Persönlichkeit aus verschiedenen Persönlichkeitsanteilen besteht, können andere Menschen mit Hilfe der stellvertretenden Wahrnehmung uns helfen, diese Anteile und ihre Beziehung zueinander, sichtbar zu machen.

Die vier Ebenen, das innere Team, eines erwachsenen Menschen sind:

  1. der Erwachsene
  2. das Innere Kind
  3. der Krieger/die Kriegerin
  4. der Innere Mann/das Innere Weib/der Eros

Werden diese Ebenen von vier Personen stellvertretend wahrgenommen, dann können wir genau sehen, was in uns dominant oder geschwächt, was abgetrennt oder belastet ist. Wir können unmittelbar unsere Stärken und Schwächen erkennen. Hat ein erwachsener Mensch keinen Kontakt zu seinem Inneren Kind, zur kriegerischen Ebene oder zum Eros, dann können sich daraus zahlreiche Probleme entwickeln. Hat die Erwachsenenebene nicht gelernt, in der Verantwortung zu sich zu sein, dominieren oft die Krieger oder das Innere Kind. Das hat zur Folge, dass wir uns permanent innerlich antreiben, streng und kalt mit uns und anderen sind, keine guten Grenzen haben oder wir uns dem Leben nicht gewachsen fühlen.

Regelmäßige Selbstwahrnehmung in der Gruppe kürzt den Selbsterkenntnisprozess beträchtlich ab. Außerdem zeigen sich vielschichtige Themen, Verhaltensmuster und Strategien aus unserem Unterbewusstsein, die wir allein kaum erfassen könnten. Aber auch unsere Begabungen und unsere natürlichen Wesenszüge können wir erleben und uns mit ihnen vertraut machen, falls sie uns vorher noch nicht bewusst waren.

Immer, wenn unser inneres Team gemeinsam in der Gruppe wahrgenommen wird, zeigt es uns ganz von sich aus einen inneren Konflikt, eine Blockade und all die Bereiche, die reifen, wachsen, lernen wollen oder integriert werden möchten. Wir geben in solch einem Prozess nichts vor und konstruieren auch nicht, da unsere Seele genau weiß, wozu sie bereit ist, was sie jetzt zeigen und offenbaren kann.

Ziel der Wahrnehmung in der Gruppe ist die Selbsterkenntnis. Sie befähigt uns, zu lernen und zu reifen. So entwickeln wir nicht nur ein authentisches Selbstbewusstsein, sondern werden auch in allen Lebensbereichen zunehmend erfolgreicher. Da alle äußeren Probleme aus inneren Konflikten entstehen, können wir durch intensive Selbstwahrnehmung ein sorgenfreies Leben hervorbringen.

Nehmen wir innerhalb einer Gruppe wahr, dann verstärkt sich unsere eigene Wahrnehmung. Sie wird deutlicher und klarer. In der Gegenwart von Menschen, die eine geschulte Wahrnehmung haben, können ungeübte Menschen besser wahrnehmen. Dieses Phänomen kann genutzt werden, um schnellere Erfolge in der eigenen Wahrnehmungsfähigkeit zu erzielen und ermutigen, beharrlich die eigene Wahrnehmung weiter zu entwickeln.

Zusammen mit anderen Menschen das eigene Selbst zu erforschen und zu entfalten hilft uns zudem, über unsere Begrenzungen hinaus zu wachsen, ohne Angst haben zu müssen, dies nicht halten oder aushalten zu können. Jeder Einzelne einer Gruppe, der in der wertfreien offenen Wahrnehmung ist, hält und trägt das mit, was wir sonst immer allein in uns zusammenhalten oder verbergen müssen. Jeder Teilnehmer geht eine heilsame und klärende Verbindung mit dem ein, was entdeckt werden und sich zeigen möchte und bringt dies zum Ausdruck.

Da jeder Mensch auf andere Weise wahrnimmt und das Wahrgenommene anders zum Ausdruck bringt, stellt sich manchmal die Frage, ist es wirklich wahr, was sich da zeigt? Darauf gibt es eine ganz einfache Antwort: Wenn die Person, um die es geht, nachvollziehen kann, was ihr gezeigt wird, weil es sich stimmig und richtig anfühlt oder sie sich darin erkennt, dann ist es wahr. Zur eigenen inneren Wahrheit haben wir immer eine besondere Verbindung, auch wenn sie uns manchmal nicht gefällt, wir kennen sie.

Je geübter und fokussierter wir in der Wahrnehmung werden, desto genauer und präziser werden die Informationen, die wir in der Gruppe für andere Menschen zum Ausdruck bringen können.