Das kleine Anti-Stress-Programm

VonJudith Mücke

Das kleine Anti-Stress-Programm

Während meiner Wahrnehmungsarbeit stelle ich immer wieder fest, dass viele Menschen viel zu viel Stress in ihrem Körper haben. Das betrifft nicht nur Erwachsene, sondern auch Kinder und Jugendliche

Ein sehr gestresster Körper kann sich anfühlen, als wären wir verrückt, als würde etwas mit uns nicht stimmen, als wären wir tief in uns müde oder schwer. Leichterer Stress hingegen macht nervös, schnell wütend oder euphorisch. Auf Dauer macht Stress den Menschen jedoch körperlich und seelisch krank.

Dieser kleine Info-Artikel soll ein wenig sensibilisieren, informieren und vielleicht etwas Platz für mehr Ruhe und Gelassenheit schaffen.

Nehme ich Dauerstress bei meinen Klienten wahr, dann spüre ich: Unruhe, Getriebensein, erhöhte Muskelanspannungen, Aufregung, Alarmbereitschaft, Anspannung, auf dem Sprung sein, Ungeduld, Ängstlichkeit, Grübeleien, nicht mehr entspannen können, Nervosität, Gereiztheit, Durcheinandersein, sich selbst ausweichen, sich nicht mehr fühlen können, zu viel reden, Nervenschmerzen … und einiges mehr.

Stress ist in Wirklichkeit eine biochemische Reaktion in unserem Körper: Das Stresshormon Adrenalin wird von den Nebennieren immer dann freigesetzt, wenn unser Körper etwas als bedrohlich wahrnimmt. Aber auch bei Aufregung, wenn wir Fett und Salz essen, Aktivitäten, Streit, viel Weinen, Kaffee, spannenden Filmen, spät ins Bett gehen usw. Das Adrenalin führt zu dem Gefühl, als würde unsere Energie, Stimmung und Kraft steigen. Das ist von Natur aus eine gute und nützliche Sache, doch wenn der Stress nicht nachlässt, dann bleibt der Hormonspiegel im Körper erhöht und wir entwickeln zahlreiche körperliche und seelische Symptome.

Folgende Symptome können sich bei Dauerstress einstellen:

  • auf der Verhaltensebene können alle Strategien, die unser Leben sichern, uns Halt geben und uns seit unser Kindheit beschützen, sich massiv intensivieren. Dazu gehören:

    sich anpassen, gefallen wollen, sich zurück ziehen, sich besonders viel Mühe geben, provozieren, anderen helfen wollen, unsichtbar werden wollen, sich schuldig fühlen, immer mehr leisten müssen, sich rechtfertigen, alles kontrollieren wollen, perfekt sein müssen, andere auf Abstand halten, sich nicht mehr spüren können, alles dramatisieren oder überspielen … sind nur einige davon

  • ganz weit verbreitet sind: innere Unruhe, sich ständig bewegen müssen und nicht mehr richtig zur Ruhe kommen können, da inzwischen zu viel Adrenalin im Körper zirkuliert

  • inneres Beben, Zittern und Ohnmachtsneigung können auftreten

  • die eigenen Gefühle, wie Traurigkeit, Mitgefühl oder Wut können oft nicht gefühlt werden

  • Umweltgifte, Strahlung und Virenbelastungen

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  • Glucose kann nicht mehr gut verwertet werden und steht somit als Energiequelle nicht zur Verfügung

  • Wachstumshormone werden reduziert, was zu körperlichen Verfall, zu Muskelreduktion oder bei Kindern zu schlechter körperlicher Entwicklung führt

  • das Immunsystem wird sehr geschwächt, was eine Vielzahl von Infektionskrankheiten und Allergien nach sich zieht

  • bei manchen spielt die Verdauung verrückt, was zu Magenschmerzen, Durchfall, Verstopfung, Appetitlosigkeit führt

  • es gibt Nervenstörungen: Schmerzen, Kribbeln, Taubheit, Schwere

  • Fett wird nicht verbrannt, wodurch Übergewicht entstehen kann

  • der restliche Hormonhaushalt kommt durcheinander: ständige Müdigkeit, Wasseransammlungen, Regelblutungsstörungen, PMS, Haarausfall, Kopfjucken, Frieren, Schwindel, Übelkeit, Weinerlichkeit, Gereiztheit

  • Ein- und Durchschlafprobleme stellen sich ein

  • Irgendwann findet keine Regeneration mehr statt

  • Unausgeglichenheit, Konzentrationsmangel, Leistungsabfall und Vergesslichkeit

  • schließlich kommt es zu Angstgefühlen, Grübeleien und depressiven Verstimmungen

  • viele chronischen Krankheiten sind eine direkte Antwort unseres verwirrten Immunsystems auf unseren seelisch sozialen Dauerstress

  • Verspannungen und Kopfschmerzen als Folge seelischer Anspannung, einseitiger Belastung und Bewegungsmangel

  • Rückenschmerzen als Folge von muskulären Verspannungen und Nervenschäden durch das Adrenalin

  • Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Arteriosklerose, Bluthochdruck, Herzrasen

Ursachen von Stress

Akute Stressauslöser können Umzug, Jobwechsel, Prüfung, Operation oder Verlust und Trennungen von nahe stehenden Menschen sein. Solch ein Stress kann uns eine Weile zu schaffen machen, ebbt aber normalerweise wieder ab, wenn wir die Umstände langsam verarbeiten.

Der chronische Dauerstress hingegen, ist für unser Leben und unsere Gesundheit einfach nur schädlich, denn dafür ist unser Körper nicht geschaffen.

Hier einige Ursachen von Dauerstress:

  • Seelischen Belastungen erzeugen unentwegt Stresshormone: traumatische Erfahrungen, Trauer, Verlust, symbiotisches Verhalten, eine unverarbeitete Kindheit oder übertragene Traumata aus einer anderen Generation, Konflikte, Bindungsstörungen, Gewalterfahrungen, alte Verletzungen und seelische Schmerzen spielen hier oft eine Rolle.

  • Wenn wir ständig funktionieren müssen, wir Zeitmangel und Termindruck haben, dann geraten wir in einen anhaltenden krankmachenden und erschöpfenden Dauerstress.

  • Eine laute Umgebung, Unordnung in der Wohnung, schlechte Licht- und Luftverhältnisse sind für den Körper sehr anstrengend, da er dies unentwegt verarbeiten muss.

  • Anhaltende Konflikte mit Familienmitgliedern oder Kollegen können uns ebenfalls kraftlos und krank machen.

  • Eine großer Stressfaktor sind Geldmangel und Schulden, weil sich dadurch ein unterschwelliges Gefühl von existenzieller Haltlosigkeit und bedrohlicher Unsicherheit entwickeln kann.

  • Die hormonelle Umstellung in den Wechseljahren und in der Pubertät

  • Was für uns Menschen auch sehr belastend sein kann, ist, wenn wir nicht frei entscheiden können, was wir tun und was nicht. Das passiert, wenn die Struktur unseres Lebens oder sehr viel Verantwortung uns zu sehr festlegen oder wenn unsere Mitmenschen weitestgehend über uns bestimmen. Zu wenig Selbstbestimmtheit kann sehr belastend werden.

  • Viele Menschen werden am Arbeitsplatz, zu Hause oder in der Schule schikaniert und gequält, was zu hochgradigem Stress und zu entsprechenden Symptomen führt.

  • Es gibt auch viele ungünstige Arbeitsbedingungen, die zu Stress führen: Schichtarbeit, permanente Überstunden, aber auch Unterforderung, Langeweile, zu wenig Personal oder hochkonzentrierte Fließbandarbeit.

  • Aber auch wenn wir erwarten, dass wir versagen, nicht gut genug sind, niemand uns liebt und leiden kann, wir uns selbst verachten, kein Selbstvertrauen haben, uns vor Veränderungen fürchten oder uns selbst vernachlässigen, bedeutet dies Dauerbelastung für unser Geist-Seele-Körper-System.

  • Eine weitere Ursache ist, wenn wir Rollen spielen, also denken, irgendwie sein zu müssen, etwas darstellen oder erfüllen zu müssen, was aber mit unserem inneren authentischen Wesen nicht überein stimmt.

  • Sehr verbreitete Formen, durch die wir Stress erzeugen sind zudem Schlafentzug, permanente Ablenkungen, Reizüberflutung durch Filme und Computerspiele, Nächte hindurch lesen oder allgemein die Nacht zum Tag machen. – Da die Nebenniere in der Nacht ihre Hormone produziert,  sollten wir gegen 22 Uhr schlafen gehen, sonst kann sie nicht genug für den nachfolgenden Tag bereitstellen. Bis nach Mitternacht wach sein, sollte immer eine Ausnahme sein.

  • Durch Stress entstehen Krankheiten und Schmerzen. Diese führen wiederum zu Stress. Aber auch chronische Krankheiten von Familienmitgliedern können bei uns vermehrten Stress verursachen.

  • Auch langes Stehen, Sitzen und Liegen ist für den Körper belastend.

  • Und nicht zuletzt, erzeugen falsche Ernährung, Kaffee, Zigaretten, Alkohol und all die anderen gängigen Drogen und Süchte anhaltenden Stress.

  • Dehydriert sein, also zu wenig Flüssigkeisaufnahme stresst den Körper sehr

 

Das kleine Anti-Stress-Programm

  • Durch Sport, Fitness und Bewegung an der frischen Luft, werden am schnellsten überflüssige Stresshormone abgebaut. Die Glückshormone Endorphin, Serotonin und Dopamin werden ausgeschüttet. Zu wenig Serotonin alarmiert auch wieder die Stresshormone und führt zu Ängstlichkeit, Schlafstörungen und Depressionen. Leichte Übungen, wie Joggen, schnelles Gehen, Tanzen, Krafttraining, Schwimmen, Fahrrad fahren, auf einem kleinen Trampolin laufen und springen sind hier gut geeignet.

Vorsicht: Zu viel Sport stresst ebenfalls! Lieber langsam und achtsam, anstatt wieder etwas leisten müssen, durchziehen oder absolvieren.

  • Sieben Selbstregulationsübungen nach Verena König:

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  • Durch bewusstes tiefes Atmen können wir den Körper ebenfalls effektiv entspannen. Das Gehirn beruhigt sich, wenn es mehr Sauerstoff bekommt. Stresshormone werden sofort reduziert. Wir werden zudem direkt in die Gegenwart geholt, was uns noch mehr zur Ruhe kommen lässt.
  • Sehr hilfreich ist es auch, wenn wir bewußt im Körper und im Raum ankommen, indem wir den Körper deutlich spüren, uns im Raum umachauen, mit dem Gedanken: hier bin ich sicher
  • Ein weiterer Gegenspieler zum Stress und seinen Folgen sind Lachen und Fröhlich-sein. Durch Lachen wird sofort das Cortisol im Blut gesenkt und das Stresshormon Adrenalin ebenfalls. Lachen macht leichter, neutralisiert Situationen, beruhigt und befreit.
  • Ein Magnesiumbad ist nicht nur hilfreich bei Stress, Unruhe, Schlaflosigkeit und verspannten Muskeln, sondern kurbelt auch das Immunsystem an und wirkt heilend. Dafür kann man sich einen Eimer Magnesiumchloridhexahydrat kaufen. Zwei Tassen davon ins Badewasser oder eine Tasse ins Fußbad und mindestens eine halbe Stunde darin baden. Am besten zwei bis drei Mal in der Woche vor dem Schlafengehen oder über sechs Wochen täglich, um die Speicher zu füllen. Über die Haut wird im warmen Wasser ausreichend Magnesium aufgenommen. Überflüssiges Mg wird einfach ausgeschieden. Magnesiummangel führt ebenfalls zu ständigen Adrenalinausschüttungen. Ein niedriger Magnesiumspiegel ist außerdem an unzähligen körperlichen und seelischen Krankheiten beteiligt.
  • Zeit für sich ganz allein haben, sich Zeit für Hobbys nehmen, Zeit mit Freunden und Familie, Zeit für Pausen, Zeit für Entspannung, Wellness und Achtsamkeit. Das hilft uns, Unruhe, Anspannung und Stress zu reduzieren. Durch die körperliche Nähe zu anderen Personen wird das Stress reduzierende Hormon Oxytocin erhöht und die Produktion von Cortisol verringert. Familie und Freunde können uns zudem Gefühle von Ruhe, Halt und Geborgenheit vermitteln und uns Mut und Kraft geben.
  • Trinke genug Wasser mit einem Spritzer Zitrone oder Limette drin.
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Auch die Ernährung umstellen kann hilfreich sein, wenn die Stresshormone erhöht sind:

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  • heilsame Nahrungsmittel: wilde Blaubeeren, Spinat, Kartoffeln, Selleriesaft, Bananen, Spargel, Koriander

  • Wenn es geht, Zucker und raffinierte Kohlenhydrate meiden, um den Blutzuckerspiegel vor starken Schwankungen zu schützen, denn ein hoher Blutzuckerspiegel provoziert beim Abfallen wieder die Produktion von Adrenalin.

  • Auch Vitamin D3 Mangel ist weit verbreitet und sollte schnell behoben werden, wenn wir Stress reduzieren wollen.

  • TRE – Tension & Trauma Releasing Exercises ist eine leicht zu erlernende Technik. Durch sieben kleine Übungen, auf die der Körper mit Zittern reagiert, wird es dem Körper ermöglicht, zu seinem natürlichen Gleichgewicht zurückzufinden. Das Zittern ist eine ganz natürliche Reaktion des Körpers, die von uns jedoch meist unterdrückt wird. Es ist eine schnelle und wirksame Lösung bei Stress und Traumafolgen.

  • Melatonin hilft bei Ein- und Durchschlafproblemen

  • Adaptogene sind Pflanzen, die sehr erfolgreich bei Stresssymptomen eingesetzt werden, da sie den Körper belastbarer und widerstandsfähiger gegenüber den Anforderungen des Alltags machen. Ginseng, Rosenwurz, Schlafbeere und Tulsi sind nur einige der zahlreichen Adaptogene, die die Natur uns zu bieten hat. Diese Heilpflanzen führen zu einer Anpassung des Körpers und des Immunsystems an höhere Belastungen und machen ihn robuster gegenüber Überlastung. Der Stoffwechsel und das Nervensystem werden harmonisiert und gestärkt.

  • Weitere hilfreiche Dinge, die wir noch so tun können:
  • Dankbar sein, denn dies öffnet uns für das Gute und Schöne im Leben.

  • Schöne Dinge tun, alles, was Spaß und Freude bereitet.

  • Kalt duschen setzt Glückshormone frei, doch nicht bei Erschöpfung und Burnout.

  • Ausgiebig Räkeln wirkt wie eine Stunde Schlaf.

  • PME/autogenes Training

  • Versuchen, die Dinge so zunehmen, wie sie sind.

  • Achtsamkeitsübungen in den Alltag integrieren.

  • Nicht immer erreichbar sein.

  • Medien ausschalten.

  • Viel in die Natur gehen.

Die schädliche Wirkung von Adrenalin (Katja Petek übersetzt Anthony William)

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Judith Mücke administrator